Kampftechnik - Kampfkunst
Die Wurzeln der Kampfkünste liegen in Asien
China, mit Einflüssen aus Indien, gilt als Ursprungsland karateähnlicher Kampfkünste. In Okinawa und Japan kam es zu Umformungen und auch Neuschöpfungen dieser Kampfkünste, die dann die weitere Grundlage für das heutige Karate-Do bildeten.
Karate und Asien haben für Europäer oft etwas Mystisches.
So wurde lange Zeit behauptet, das Karate sich während der Zeit des Königreiches Ryukyu auf Okinawa wegen zweimal verhängter vollständiger Waffenverbote im 14. und 16. Jhdt. hat entwickeln können. Gemäß heutiger Quellenlage hat es diese absoluten Waffenverbote nicht gegeben, ebenso wenig wie eine Konfiszierung aller Waffen durch die Satsuma. Es gab zeitweise Erlasse gegen den Besitz von Gewehren und das Mitführen von Schwertern. Aber sowohl der Besitz als auch der Gebrauch dieser Waffen ist für diese Zeit durch historische Aufzeichnungen dokumentiert.
Auch die Behauptung, Karate wurde nur im Geheimen und Verborgenen gelehrt ist falsch. Historische Aufzeichnungen dokumentieren die Ausübung und Vorführungen von Kampfkünsten.
Dokumentiert ist ebenfalls, dass es aufgrund immer währender kriegerischer Auseinandersetzungen bereits im 15. und 16. Jhdt. zur Gründung von Schwertschulen, Schulen waffenloser Kampftechniken und Schulen für Feuerwaffen in Asien kam. Sinn und Ziel waren die Ausbildung und Weiterentwicklung der handwerklichen Fertigkeiten der Krieger, das Erlernen von Kampfmethoden, um den Gegner in der Schlacht zu besiegen oder zu töten.
Immer wieder tauchen in der Geschichte der Kampfkünste im asiatischen Raum, neben sehr fähigen 'Lehrern' auch recht zweifelhafte, selbstverliebte Persönlichkeiten auf, die dennoch als Meister ihres Faches höchst verehrt wurden. Deren Lebensart und deren Meister-Schüler-Verhältnis entspricht nicht wirklich dem eines Karate-Do.
Die Ursprünge des heutigen Karate sind also gar nicht so mystisch.
Die Ausübung karateähnlicher Kampfkünste hat in früheren Zeiten mit und ohne Waffengebrauch stattgefunden und sich dabei stets weiter entwickelt. Eine Entwicklung ist die des Karate, des Kämpfens 'der leeren Hand', also ohne Waffen. Es gibt bis ca. 1920 leider nicht viele Dokumente aus der damaligen Zeit, so dass eine vollständige Betrachtung über die Entwicklungsgeschichte des Karate nicht möglich ist. Teils sind diese in den Kriegswirren zerstört worden und ganz oft hat zu dieser Zeit die Weitergabe der Lehre der Kampfkünste, und auch des Karate meist nur mündlich statt gefunden, vom Meister zum Schüler.
Karate wurde um 1920 in Japan etabliert und damit der Bevölkerung allgemein zugänglich gemacht. Von dort aus machte es die Reise um die Welt. 100 Jahre später wird es erstmals olympische Disziplin bei den olympischen Spielen in Tokio im Jahre 2020.
Im 7. und 8. Jhdt. sollen Mitglieder der japanischen Kriegerkaste (Samurai), kampfgewandte buddhistische Wanderpriester, als auch chinesische Mönche nach Okinawa gekommen sein, viele davon der Kampfkünste mächtig. Zwischen dem 6. und 13. Jhdt. kam die chinesische Kampfkunst 'Ch'uan-fa' nach Okinawa. Auf Okinawa selbst gab es da bereits eine Art Kampfkunst, eine Selbstverteidigungsmethode genannt 'Te', im Sinne von Technik. Diese Selbstverteidigung war nur reine Technik, ohne spirituellen Hintergrund. Wahrscheinlich ist, dass es zu einer Vermischung der chinesischen und okinawanischen Kampfstile kam. Man spricht vom sog. 'To-De', der Technik aus China (To-China, De-Technik/Hand).
Aus dem 'To-De', der Technik aus China wurde das 'Okinawa-Te', aus dem dann das heutige 'Kara-Te' entstanden ist. Wann genau die Umbenennung von 'Okinawa-Te' in 'Kara-Te' stattgefunden hat, ist ungeklärt. Erst 1936 wurde die alten Ideogramme durch die neuen ausgetauscht. Als im 14. Jhdt. intensive Handelsbeziehungen zwischen China und Okinawa entstanden, brachten die Chinesen auch die ersten Formen von Kata mit und lehrten sie ausgewählten Okinawanern. Die Bedeutung bzw. die Deutung der Kata war früher wie heute ein nicht einfach zu entschlüsselndes Geheimnis. Die spirituellen Hintergründe des Karate entstammen dem Hinduismus, dem Buddhismus, Zen-Buddhismus, dem Konfuzianismus, dem Daoismus und dem Shintoismus. Eine jede Lehre hat ihre Spuren hinterlassen. Karate unterlag dabei einem ständigen Wandel, und tut dies bis in die heutige Gegenwart.
Von der Kampftechnik zur Kampfkunst
Ging es in früherer Zeit bei den Kampfmethoden einfach um den Kampf auf Überleben und Töten, so änderte sich diese Zielsetzung im Laufe der Zeit. Die Ausübung von Kampfmethoden fand und findet auch in Friedenszeiten statt, hier nun aber eher als Kampfkunst, denn als Kampftechnik. Das Trainieren wird umgestaltet, die Erfahrungen auf dem 'Schlachtfeld' fehlen, und damit sinkt auch das Niveau der Kampfkraft. Eine Simulation mittels Schutzausrüstung kann dem ein wenig entgegenwirken.
Die Ausübung von Kampfmethoden als Kampfkunst, und speziell auch des Karate, hat heutzutage andere Zielsetzungen als früher. Zur reinen körperlichen Ausübung kommt eine geistige Schulung, Karate als Technik des Körpers und des Geistes. Karate als eine Kunst des Kämpfens, eine Kunst der Harmonie mit dem Ziel, die Technik niemals einsetzen zu müssen. Der Mensch ist eine Einheit aus Körper und Geist, erkannt und trainiert wurde dies z.B. im Kloster Shaolin, und wer heute Karate in diesem Sinne trainiert, übt dies als Kampfkunst aus.
"Charta der Wege der Kampfkünste", 1987, Paragraph eins (Ziel):
'Die Wege der Kampfkünste haben infolge des Schulens des Herzens und des Körpers durch die Kampftechniken die Vervollkommnung der Persönlichkeit, die Stärkung des Urteilsvermögens und die Erziehung eines tüchtigen Menschen zum Ziel.'
Die Insel Okinawa
Okinawa ist eine kleine Insel in der Mitte der Ryukyu-Inselkette im Pazifik, die sich von Japan im Norden bis nach China im Süden erstreckt. Sie ist seit 1871 offiziell Teil des japanischen Staates. Der Ursprung der Bevölkerung von Okinawa ist bis heute ungeklärt. Es deutet viel darauf hin, dass die ersten Bewohner Okinawas Überlebende eines gestrandeten Schiffes waren. Okinawa ist eine bunte Mischung aus Japanern, Chinesen, Malayen, Mongolen, Thailändern und anderen Einwanderern. Bis zum Jahre 1287 lebten die Menschen auf Okinawa miteinander ohne eine Regierung oder eine herrschende Klasse. Ein Mann namens Shunten, sein Vater war ein von Japan nach Okinawa geflohener Krieger, seine Mutter eine Frau aus Okinawa, wurde der erste selbsternannte Herrscher über die Ryukyu-Inseln. Die Insel war immer wieder Ziel von japanischen und chinesischen Eroberungszügen und zahlte viele Jahre Tribut sowohl an China als auch an Japan. Nichtsdestotrotz gab es seit dem 3. Jhdt. v.Chr. regen Handelsverkehr mit dem Festland, was auch zu einer Einflussnahme hinsichtlich der Kultur auf Okinawa führte, eine bunte Mischung ist entstanden.
Das Kloster Shaolin und Ch'uan-fa
Das Kloster Shaolin liegt in China auf dem heiligen Berg Song Shan, mitten im Wald, in der Provinz Henan in der Nähe der Stadt Dengfeng. Es wurde von Kaiser Hsiao-wen im Jahre 477 n.Chr. erbaut. Im Jahre 523 wurde das Kloster Shaolin die Endstation einer Pilgerwanderung von Madras über den Himalaya bis nach China des indischen Mönches Bodhidharma, dem 28. Nachfolger Buddhas. Im Kloster lehrte er die indische Kampfkunst Vajramushti und eine aus dem Buddhismus abgeleitete Philosophie der praktischen Selbstbetrachtung, das Ch'an (Zen), die zu einem verantwortungsvollen Erhalt des Lebens eines jeden auffordert. Im Buddhismus, und auch im Daoismus, begegnen sich Menschen auf Augenhöhe, während im Konfuzianismus eine strenge Hierarchie herrscht. Im Karate begegnet man immer wieder der Struktur von Lehrer und ergebenem Schüler (Konfuzianismus), was der ursprünglichen Lehre des Buddhismus, und dieser wurde im Kloster Shaolin praktiziert, komplett widerspricht. Meist fällt es nicht auf, der Mensch ist ein 'Machtmensch', und gibt diese, einmal erworben, ungern auf! Selbst im 21. Jhdt. hat dieses konfuzianische System im Karate noch seinen Platz.
Der Ursprung der chinesischen Kampfkunst Ch'uan-fa wird mit diesem indischen Mönch Bodhidharma verbunden. Man sollte jedoch nicht verallgemeinernd sagen, dass die Kampfkunst in China im Shaolin-Tempel enstanden ist. Dieser Ort hat zur Entstehung der Kampfkünste beigetragen und wurde berühmt, aber er ist in diesem riesigen Land nur einer von vielen Orten der Entstehung von Kampfkünsten. Ch'uan-fa (im Mandarin-Chinesisch Kung-fu) bedeutet im Übrigen so viel wie 'harte Arbeit' oder 'Übung'.
Es ist nachgewiesen, dass die okinawanischen Stile des Shorin-Ryu (es gibt noch das Shorei-Ryu) von der chinesischen Kampfkunst beeinflusst wurden, somit hat auch das Shotokan-Karate Wurzeln in China.
Es gibt viele 'spektakuläre' Geschichten über die 'kämpfenden Mönche' des Klosters Shaolin. Das Kloster gilt für viele Kampfkunst-Interessierte als Wallfahrtsort der Entstehung der chinesischen Kampfkünste Ch'uan-fa und dem Ch'an (Zen). Es stand sehr im Machtzentrum Chinas und wurde deshalb mehrfach bis auf die Grundmauern zerstört, zuletzt 1928, als dann auch noch die bis dahin vorhandenen buddhistischen Schriften und geheimen Aufzeichnungen komplett verbrannten. Die letzte Renovierung des Klosters im Jahre 1982/83 macht nur noch Sinn im Hinblick auf Tourismus, original Altertümliches ist nicht mehr vorhanden.
Die Stile des Karate
Etwa im 17. Jhdt. entwickelten sich aus dem Okinawa-Te drei führende Karate-Schulen: Naha-Te, Shuri-Te und Tomari-Te. Der Name entspricht der Region, in der diese Schulen bzw. Stile entstanden sind.
- Die Stile aus Shuri (Shuri-Te) und aus Tomari (Tomari-Te) bezeichnet man als Shorin-Ryu.
- Der Stil aus Naha (Naha-Te) wird als Shorei-Ryu bezeichnet.
- Es gab noch die Schule des Uechi-Ryu aus China, die aber weder dem Shorin-Ryu noch dem Shorei-Ryu zugeordnet wurde.
Im Laufe der Zeit gab es weitere Entwicklungen hinsichtlich der Stile:
- Aus dem Shorin-Ryu entwickelte sich das Shotokan und das Wadu-Ryu.
- Aus dem Shorei-Ryu entwickelte sich das Shito-Ryu und das Goju-Ryu.
Das Okinawa-Te war noch rein auf Kampf ausgerichtet, es ging lediglich um die Wirksamkeit der Tödlichkeit der Techniken. Man hatte keinen zweiten Versuch. Als die Chinesen nach Okinawa kamen wurde aus der Kampftechnik eine Kampfkunst, angereichert mit 'esoterischen' Inhalten.
Als dann Karate an die Öffentlichkeit kam, war es nicht Okinawa, was seine Kampfkunst wettbewerbsfähig 'vermarkten' konnte, sondern Japan.
Heutzutage gibt es unzählige Stile und Ausprägungen des Karate.
Die Bedeutung des Wortes Karate
Das Wort Karate setzt sich zusammen aus den Silben 'Kara' und 'Te', entstammt dem 'To-de'
- 'Te' bzw. 'De' bedeutet im Okinawanischen 'Technik' und im Japanischen 'Hand'.
- 'To-De': mit 'To' wurde auf Okinawa alles bezeichnet, was aus China kam, auch das Land selbst. Es war die Technik der T'ang (-Dynastie); 'Tode': die Technik aus China; 'To': fremd, chinesisch. Tode: chinesische Hand.
- 'Kara': auf Okinawa wurde dafür das Schriftzeichen 'To' verwendet (s.o.), was aber 'Kara' ausgesprochen wurde.
- Im Zuge der Japanisierung des Karate änderte Funakoshi Gichin die Bedeutung des Schriftzeichens 'Kara' um in 'leer', also 'Kara-te': 'leere Hand'.
- Karate-Do: 'Do' bedeutet: 'Weg' --> Weg der leeren Hand, nach japanischem Verständnis.
Philosophisch gesehen kann mit dem 'Weg der leeren Hand' auch gemeint sein, dass man Karate mit einem 'leeren' Geist, also einem Geist frei von selbstsüchtigen und anderen überflüssigen 'schädlichen' Gedanken betreibt. Denn nur so kann es bei der Ausübung von Karate zu einer Einheit von Körper und Geist kommen. Dieses Konzept wird heutzutage im Sport stets angewendet.
Die Heian/Pinan Kata von Itosu Anko öffneten um 1900 dem Karate den Weg aus dem Geheimen an die Öffentlichkeit, von Okinawa in die Welt.
Funakoshi Gichin
1869 wurde Funakoshi Gichin auf Okinawa geboren. Er war der einzige Sohn einer einfachen Samurai-Familie, die aber zur priviligierten Shizoku Klasse gehörte. Sein Beruf war Hauptschullehrer. In seiner Jugend wurde das Karate noch im Geheimen gelehrt, man ging in das Haus seines Meisters, um dort zu lernen. Seine Karate Lehrer waren zunächst Azato Anko und Itosu (Yasutsune) Anko (1830-1916).
Nach 30 Jahren beendete Funakoshi seinen Schuldienst und widmete sich fortan den Kampfkünsten. Im Jahre 1921 durfte Funakoshi Gichin auf Einladung des japanischen Kultusministeriums in Tokyo anlässlich einer großnen Kampfkunstdemonstration seinen Können darstellen. Da er gebildet war, und sowohl okinawanisch als auch japanisch sprechen konnte, bot er gute Voraussetzungen als Botschafter für die Verbreitung des Karate. Er ging nach Japan und kam nicht mehr zurück nach Okinawa. Er widmete sich der Verbreitung des Karate mit Technik und philosophischem Hintergrund. Er veröffentlichte in dieser Zeit mehrere Bücher. 1924 gründete er den ersten Karateclub an der Keio-Universität. Reich wurde er mit Karate nie. 1936 wurde das erste Shotokan-Dojo in Tokyo eröffnet. Ab der Zeit in Japan hat das Karate viel von seiner Ursprünglichkeit verloren, es hat sich der Zeit und den Gegebenheiten angepasst. Nach und nach öffneten immer mehr Dojos. Im Jahre 1957 starb Funakoshi im Alter von 88 Jahren. Funakoshi Gichin gilt als der Urheber des Shotokan-Karate.
Shotokan Karate
'Shoto' bedeutet in der wörtlichen Übersetzung 'Pinienrauschen'. Funakoshi, der auch die Kalligraphie und die Dichtkunst beherrschte, unterzeichnete seine Gedichte stets mit diesem Künstlernamen. In Japan wurde 'Shoto' für den Karatestil von Funakoshi verwendet. 'Kan' bedeutet Haus, Ort oder Tempel. Mit 'Shotokan' wurde in den 30er Jahren das Karate-Dojo von Funakoshi bezeichnet. Es war auch die Türinschrift seiner ehemaligen Schule. Funakoshi war nicht begeistert von der Einteilung und der Benennung des Karate in verschiedene Stile. Dennoch hat die Einteilung stattgefunden, und damit gab es auch den Shotokan-Stil, benannt ist damit die Form des Karate, die Funakoshi gelehrt hat. Shotakan-Ryu ist heute der am meisten verbreitetste Karatestil.
Kurzer Historischer Abriss ab 1900
1901: Itosu Anko etabliert seine Heian/Pinan Kata an der Grundschule in Okinawa, Karate wird öffentlich
1920: Funakoshi Gichin stellt in Japan/Tokio das Karate erstmals der japanischen Öffentlichkeit vor
1949: Gründung der JKA / Japan Karate Association
1957: Jürgen Seydel führt die Kampfkunst in Deutschland ein, inspiriert durch einen Karate-Lehrgang in Frankreich
1961: Gründung des DKB / Deutscher Karate Bund
1967: Gründung des DKV / Deutscher Karate Verband
Achtsamkeit und Respekt
Karate und ein wenig Zen-Buddhismus
Die japanischen Samurai haben damals (im 13. Jhdt.) schon neben der Technik den Zen-Buddhismus in ihr Training integriert. Nur so war ein Schwertkämpfer auch ein guter und siegreicher Kämpfer. Das Prinzip: Im Kampf war er völlig eins mit seiner Waffe, sein Kopf war frei von störenden Gedanken, wie Tod oder Niederlage. Er war entschlossen zu siegen. Heutzutage nutzen wir eine adäquate Methode im Sport mit dem sog. Mentaltraining mittels Visualisierung und Fokussierung. Ein chinesisches Sprichwort sagt: 'Wenn du entschlossen handelst, gehen selbst Götter dir aus dem Weg.' Die Kampfkunst, wie auch jede andere Kunst, war in China und Japan nie nur eine Sache der Technik, sondern ganz besonders auch der einer spirituellen Schulung und Einsicht.
Bereits im 17. Jhdt. gibt es folgendes Zitat von einem großen Schwertmeister seiner Zeit, Hori Kintayu (1688-1755): ' Der vollkommene Schwertfechter meidet Streit und Kampf. Wie kann ein Mensch sich nur überwinden, einen anderen zu töten!...Wir sind moralische Wesen und dürfen uns nicht auf den Stand der Tiere erniedrigen...Das Beste ist es, zu siegen, ohne zu kämpfen.' Inspiriert vom Zen-Buddhismus.
Karate als (spirituelle) Kampfkunst im 21. Jahrhundert
Als Karate in früheren Zeiten nicht mehr ausschließlich als Technik zum Überleben notwendig war, wurde es zur Kampfkunst mit dem Anspruch zur Schulung von Körper und Geist. Karate ist vielseitig.
Der Sensei: Karate wurde und wird immer von einem sogenannten Sensei (sen: vorher/voraus, sei: leben) vermittelt. Was bedeutet das? Solch ein Sensei ist per definitionem ein Vorbild, 'er lebt etwas vor, er geht voran'. Die Frage ist, was sind dessen Werte? Die Wertvorstellungen eines Sensei sind zum einen geprägt durch dessen eigene Einstellungen und zum anderen durch die Einflüsse der Sozialstrukturen der Gesellschaft und unter Umständen durch seine Religionszugehörigkeit. Diese Wertvorstellungen unterliegen zudem ständig einem Wandel. Wenn man sich mit den Meistern von früher (und auch heute) beschäftigt, stellt man fest, dass es auch im Karate, neben wirklich vorbildhaften Sensei, zweifelhafte und selbstverliebte Persönlichkeiten gab. In der heutigen multi-kulturellen Gesellschaft einem Sensei geistig-elitäre Werte zuzuordnen kann nicht gelingen. Leider widerspricht solch eine 'erhabene' Position eines Sensei auch der Lehre Buddhas (s.o.).
Die Tradition: Wenn davon geredet wird, die Traditionen des Karate zu erhalten, sollte man sich auch fragen, welche das sind. Die Zeiten haben sich geändert. Die westliche Kultur ist anders geprägt als die asiatische Kultur. Überhaupt leben wir mittlerweile in einer multikulturellen Welt. Dies kann man als Chance nutzen, wenn diese Art der Freiheit nicht missbraucht wird. Denn Karate ist nicht nur Kunst und Sport, sie ist eine Technik, die verletzen und töten kann, sie hat Macht; und dies sowohl körperlich wie auch geistig-spirituell.
Karate sollte bescheiden sein in seinem Anspruch, Menschen prägen zu wollen. Aber es hat die Möglichkeit das Leben und die Menschen tatsächlich ein wenig lebens- und liebenswerter zu machen.
Die Zeit im Dojo reicht oft gar nicht aus, sich mit den 'spirituellen' Hintergründen von Karate zu befassen. Hinzu kommt, dass die meisten Sensei (Trainer) es gar nicht vermitteln können, weil sie keine Ahnung haben. Karate wird heute von den meisten Menschen freiwillig und in ihrer Freizeit betrieben, d.h. sie sind im Normalfall interessiert und motiviert. Doch eine gute Voraussetzung für ein wenig 'Spiritualität':
- Respekt im Karate-Training: Karate bietet durch überlieferte Rituale die Möglichkeit dazu. Zum Beginn und zum Ende eines Training, nach der Meditation, steht der Gruß, das Verbeugen im Sitzen. Der Gruß als Verbeugen im Stehen findet sehr oft während des Trainings bei Kata und Kumite statt. Man sollte dies nicht sinnentleert tun. Man sollte 'in sich gehen' und dies in der Überzeugung der Höflichkeit, des Dankes und des gegenseitigen Respekts praktizieren.
- Fairness im Karate-Training: 'Karate-do wa rei ni hajimari, rei ni owaru koto o wasurun'. Karate beginnt und endet mit Respekt. Dieses Dogma von Funakoshi Gichin sollte man leben. Das Training sollte ein Miteinander sein, ein sich gegenseitig Fördern und ein sich freuen können über die Fortschritte des Anderen. Ansonsten ist Training Krieg, Mobbing und Ausleben von Macht, also komplette Respektlosigkeit. Hier ist besonders der Sensei (Trainer) und seine Fähigkeiten gefragt. Da er aber an oberster Stelle steht, hat er per definitionem schon Macht. Die Frage ist, nutzt er diese für sich aus und fördert Strukturen wie Mobbing und Neid, oder schafft er, durch seine persönliche Größe, ein förderndes Miteinander?
- Fokussierung aufs Karate-Training: Eine kurze Meditation: Mokuso (ruhiges, schweigendes Denken). Ein Training beginnt und endet mit einer Art Meditation. Dazu sitzt man kniend am Boden, die Hände auf den Oberschenkeln und die Augen geschlossen. Der Beginn wird durch 'Mokuso' und das Ende durch 'Mokuso yame' eingeleitet. Auch hier sollte man nicht sinnentleert sitzend die Zeit vorüber streichen lassen. Man sollte die Gelegenheit nutzen, mittels der Atmung Ruhe in den Körper und in die Gedanken zu bekommen. Der Alltag bleibt draußen, jetzt beginnt das Training, hier liegt der Fokus. Und so endet es auch, man geht entspannt zurück in den Alltag. Dazu sollte man dann allerdings auch wirklich Karate Training machen und sich nicht während des Trainings noch über den Alltag austauschen, was leider oftmals eine schwierige Aufgabe zu sein scheint.
- Fairness im Karate-Training: 'Karate-do wa rei ni hajimari, rei ni owaru koto o wasurun'. Karate beginnt und endet mit Respekt. Dieses Dogma von Funakoshi Gichin sollte man leben. Das Training sollte ein Miteinander sein, ein sich gegenseitig Fördern und ein sich freuen können über die Fortschritte des Anderen. Ansonsten ist Training Krieg, Mobbing und Ausleben von Macht, also komplette Respektlosigkeit. Hier ist besonders der Sensei (Trainer) und seine Fähigkeiten gefragt. Da er aber an oberster Stelle steht, hat er per definitionem schon Macht. Die Frage ist, nutzt er diese für sich aus und fördert Strukturen wie Mobbing und Neid, oder schafft er, durch seine persönliche Größe, ein förderndes Miteinander?
- Aufrichtigkeit im Karate-Training: Meine Aktionen müssen eindeutig sein, sowohl für mich, als auch für die Anderen. Dies ist eine gute Basis für ein gelingendes Kumite. Täuschung findet im Alltag statt. Mit dem was man tut, sollte man eins sein, vollkommen bei sich sein. So gelingen Kihon und Kata. Bei der Ausführung von Techniken sollte man zunächst wahrnehmen, was passiert, zulassen, was man empfindet und dann erst die Handlung ausführen.
- Ziele im Karate-Training: Wer keine Ziele hat, für den gibt es keinen Weg. Karate-Training kann man nutzen, um ständig Neues zu erlernen. Da sind die Möglichkeiten unbegrenzt. Man kann aber auch einfach nur seine Zeit verbringen, was leider in der heutigen Zeit, und das nicht nur im Karate, der Fall ist. So ein Training bietet die Möglichkeit, diese Trägheit zu ändern. Jeder von uns hat nur eine bestimmte Zeit, und eines Tages wird man wach und weiß, es ist zu spät. Dafür muss ein Karate-Training aber eine Struktur aufweisen, Ziele und Wege vorgeben. Schon die alten Meister haben es nur deshalb zu Großem geschafft, weil sie Ziele hatten und diese haben sie mit großem Eifer verfolgt. Leidenschaft könnte man es auch nennen. Diese Leidenschaft zu leben ist doch großartig.
Kampfsport
Karate als Sport. Nur so war es möglich, Karate in der westlichen Welt zu verbreiten, war nur möglich, indem man es teilweise versportlichte. Diesen sportlich-gymnastischen Aspekt gab es schon damals um 1900, als Itosu Anko mit den Heian/Pinan Kata das Karate in die Öffentlichkeit brachte. Es diente auch der 'Leibesertüchtigung'. Fakt ist, und das wussten auch schon die Mönche im Kloster Shaolin, Karate macht und hält fit. Karate musste sich schon immer den jeweiligen Lebenswirklichkeiten anpassen, es ist flexibel.
Karate als Wettkampfsport. Im Sport geht es irgendwann immer um Wettkampf, Konkurrenz, Leistungssteigerung und Erfolg. Man steht im Wettkampf mit sich selbst und/oder mit anderen. Karate als Zen-Weg, als Kampfkunst, ist nicht leistungsorientiert, als Kampftechnik ging es aber schon ums Gewinnen, und dafür wurde trainiert. Indem man sich selbst verbesserte, wurde man bestimmt auch besser als der Andere, und damit war das Überleben wahrscheinlicher.
Karate als Wettkampfsport ist allerdings keine Selbstverteidigung.
Das miteinander Kämpfen im sportlichen Wettkampf und das Auspowern dabei kann dem Abbau von Aggressivität dienen, den Kampf üben für den Nicht-Kampf. Von der Aggression hin zur Friedfertigkeit.